Die Sache mit Erbse (Auszug)
Magda Woitzuck
Erbse steht im Garten, reckt ihren langen Hals und zupft bedächtig Blätter von einem Ast. Der Tau glitzert auf ihrer dicken, blauen Haut, die Feuchtigkeit lässt die Farbe leuchten. Der Tierarzt hat erklärt, sie sei recht zart und klein für einen Hadrosaurier, aber Erbse ist jetzt so groß wie ein Ochse und wird ausgewachsen die Größe eines Elefanten erreichen.

Erbse ist das freundlichste Wesen, dem Marie jemals begegnet ist. Aber abgesehen von ihrer Liebenswürdigkeit ist alles an ihr ein Problem.
Das Handbuch hat nämlich ein paar Dinge unerwähnt gelassen. Etwa dass Hunger bei Hadrosauriern ein Dauerzustand und die Fütterung eines solchen Tieres sowohl für Maries Garten, als auch für ihre Finanzen ein einziges Desaster ist, vor allem seit sie alleine für Erbse sorgen muss. Erbse hat alle Bäume kahl gefressen und dutzende trichterförmige Löcher in die Wiese gegraben, die aussehen, wie Bombenkrater. Auch das Haus ist eine Ruine. Nichts in dem Handbuch hat außerdem darauf hingewiesen, wie laut Hadrosaurier sind. Wenn sie nicht klackern oder fiepsen, brummen sie, wenn sie nicht brummen, summen sie sonderbare, atonale Melodien, die an Kompositionen von Arnold Schönberg erinnern (...)


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